AKNÖ-Kritik: Endfällige Kredite müssen verboten werden.
Haneder: "Sie kosten mehr und sind riskant."
Wien (OTS/AKNÖ) – Das Geschäft mit den Fremdwährungskrediten ist vorbei, jetzt blüht der Verkauf von endfälligen Eurokrediten und von fondsgebundenen Lebensversicherungen. Letztere werden als Tilgungsträger gebraucht, um das Kapital zu erwirtschaften.
AKNÖ-Präsident Hermann Haneder kritisiert, dass dadurch mehr Kosten entstehen als beim herkömmlichen Kredit und sich am Ende der Laufzeit große Finanzlücken auftun können: "Hier werden erneut Existenzen aufs
Spiel gesetzt."
Bei der endfälligen Kreditvariante samt fondsgebundener Lebensversicherung werden mitunter Haus und Hof riskiert: Den Kreditnehmern kann niemand garantieren, dass der Tilgungsträger –
meist eine fondsgebundene Lebensversicherung – das erforderliche Endkapital zur Abdeckung des Kredites erwirtschaftet. "Der Bank ist das gleichgültig. Am Ende der Laufzeit ist die Kreditsumme fällig, egal, wie viel die Lebensversicherung erwirtschaftet hat", erklärt AKNÖ-Finanzexperte Hafrank.
Zwtl: Fiktiv angenommene Rendite ist nicht garantiert Die Finanzdienstleistungsbranche forciert das Geschäft mit Krediten auf endfälliger Basis. Die monatliche Gesamtbelastung ist auf den ersten Blick günstig. Außerdem bringt die Vermittlung von Lebensversicherungen hohe Provisionen. Fondsgebundene Lebensversicherungen werden auch gern als Tilgungsträger verkauft, weil die Finanzdienstleistungsbranche eine hohe Nettorendite annehmen kann. Wird auch ein hoher Aktienanteil gewählt, kann die Rendite noch höher kalkuliert werden. Je höher diese fiktive Rendite angenommen wird, desto geringer ist die monatliche Belastung. "Die fiktive hat mit der realen Rendite wenig zu tun. Niemand garantiert, dass der Gewinn dann wirklich so hoch ist", kritisiert Hafrank. "Die Finanzdienstleistungsbranche forciert nach wie vor den Verkauf spekulativer Tilgungsträger. Den einzigen Grund dafür sehe ich darin, dass der Provisionsgewinn durch erfolgreiche Vermittlung eines Kredites und eines Versicherungsvertrages maximiert werden soll",
kritisiert AKNÖ-Präsident Haneder.
Zwtl: Vergleich: 1,7 mal mehr Zinsen für endfällige Variante "Setzt man auf Sicherheit, müsste man statt einer fondsgebundenen Lebensversicherung eine klassische Lebens- oder Kapitalversicherung abschließen. Hier ist die Versicherungssumme vertraglich als Mindestauszahlungssumme am Ende der Laufzeit garantiert", erklärt AKNÖ-Experte Ernst Hafrank. Er vergleicht den endfälligen Eurokredit – inklusive Lebensversicherung – mit einem klassischen Kredit, bei dem das Kapital monatlich zurückgezahlt wird:
Kreditsumme: 100.000 Euro,
Versicherungsnehmer 30 Jahre alt,
Laufzeit: 240 Monate
Klassischer Kredit
240 Raten á 667,40 Euro
Gesamtzinsen für 20 Jahre: 60.176 Euro
Gesamtrückzahlungssumme: 160.176 Euro
Monatliche Belastung: 667,40 Euro
Kredit in endfälliger Variante mit Lebensversicherung:
240 Bank-Zinsraten á 420,277 Euro
Gesamtzinsen für 20 Jahre: 100.866,48 Euro
Gesamtrückzahlungssumme: 200.866,48 Euro
Monatliche Belastung inkl. Tilgungsträger: 732 bis 815 Euro
Durchschnittlicher Kreditzinssatz = 5,1 % (diese Annahme beruht auf dem Durchschnittswert des EURIBOR 3-Mon. der letzten 10 Jahre + einem üblichen Gewinnaufschlag der Banken von 2 %)
"Man zahlt beim endfälligen Kredit knapp 1,7 mal so viel an Zinsen, weil diese über die gesamte Laufzeit immer vom aufgenommenen Kapital berechnet werden", erklärt Hafrank. Rechnet man die Kosten für eine klassische Lebensversicherung mit Ablebensschutz als Tilgungsträger dazu, so liegt in allen Varianten der endfällige deutlich über dem herkömmlichen Kredit. "Hier bewegen wir uns zwischen monatlich 732 und 815 Euro und damit deutlich über der Rate von 667,40 Euro. Daher
weicht die Finanzdienstleistungsbranche auf die scheinbar günstigen fondsgebundenen Lebensversicherungen aus. Damit können FinanzberaterInnen den KonsumentInnen auf den ersten Blick günstigere Kredite vermitteln", sagt Hafrank.
Zwtl: AKNÖ für neues Gesetz
AKNÖ-Präsident Haneder ist dafür, dass die Vergabe von endfälligen
Krediten neu geregelt wird: "Am besten per Gesetz, gemeinsam mit dem
Verbot von Fremdwährungskrediten, das bis jetzt ja auch nur eine
Empfehlung der Finanzmarktaufsicht an die Banken ist. Endfällige
Finanzierungen, egal in welcher Währung, müssen zum Schutz der
Konsumentinnen und Konsumenten gesetzlich untersagt werden."
Rückfragehinweis:
AKNÖ-Konsumentenberatung, Ernst Hafrank, 05 7171-1310
