Gold glänzt auch nicht immer
Während manche Analysten nach wie vor den Goldpreis binnen Jahresfrist auf bis zu 2.500 Dollar je Feinunze sehen, mehren sich auch die Stimmen, die vor einer „Gold-Blase“ warnen. Ein Goldkauf ist derzeit jedenfalls nicht ohne Risiken – und mitunter von horrenden Gebühren begleitet.
Einer jener, die der allgemeine Gold-Euphorie nicht mehr so recht trauen, ist der Vermögensverwalter Thomas Grüner. Seine Grüner Fisher Investments – eine der aktuell am schnellsten wachsenden Vermögensverwaltungen Deutschlands – hat eine Langfristanalyse zur Performance von Gold- und Silber-Anlagen durchgeführt.
Ein Blick zurück: Anleger suchten in Folge der Börsencrashs im Jahr 2008, rekordtiefer Zinsen bei Tages- und Festgeldern und Ängsten vor Kursverlusten von Staatsanleihen nach Anlagealternativen.
„Irrationale Flucht in Gold“
Und hier lockten „sich gegenseitig überbietende Goldpreisprognosen von Analysten“, so Grüner. Die Folge: Anleger flüchteten „in irrationalem Ausmaß“ in die Anlageklasse Gold. Daneben wurde Silber als „die günstigere Alternative des kleinen Mannes“ angepriesen.
Eine Beimischung von Gold, Silber oder damit verknüpften Wertpapieren müsse jedoch mit Bedacht erfolgen, so Grüner. Denn es sei zwar ein weiterer Anstieg der Edelmetallwerte nicht auszuschließen. Die Preise können aber auch sehr plötzlich und extrem nach unten fallen.
Grüner zieht historische Vergleiche: Der rasante Wertverfall des Ölpreises im Jahr 2008 und der Technologieaktien im Jahr 2000 sind warnende Beispiele für Blasenbildungen, die auch dem Gold drohen können. Der Silberpreis stieg seit Jahresanfang bis Ende April 2011 um bis zu 61 Prozent. Anschließend erfolgte bereits ein jäher Absturz binnen weniger Tage um rund 35 Prozent.
Gold-Hausse „passt nicht “ zum Aktien-Crash
Aktuell ist ein nach oben hin überschießender Goldpreis insbesondere mit den an den Weltbörsen scheinbar vorweg genommenen deflationären Tendenzen nicht in Einklang zu bringen.
Denn in einer Deflation sinkt die allgemeine Nachfrage nach Geld – die Preise für Waren und Dienstleistungen gehen als Konsequenz davon nach unten. Dass sich eine einzige Anlageform diesem Sog entziehen kann, ist sehr unwahrscheinlich.
Anleger müssen derzeit daher abwägen: Entweder ist die Erwartung einer deflationären Periode übertrieben und es herrscht an den Weltbörsen nur ein kurzfristiger Ausverkauf. Oder aber die Weltkonjunktur bekommt tatsächlich einen gehörigen Dämpfer – und dann wäre die Bewertung der Edelmetalle zu hoch.
Gold performt langfristig nur mittelmäßig
Der Goldpreis ist zwar seit 2007 enorm im Kurs gestiegen. Aber langfristig gesehen performt Gold schlechter als Aktien und Anleihen.
Seit 1973, dem Beginn des freien Goldhandels, betrug der durchschnittliche Jahresertrag 6,4 Prozent. Langfristige Bundesanleihen schnitten mit einem Jahresertrag von acht Prozent besser ab. Globale Aktien liefen in diesem Zeitraum – trotz Finanzkrise – mit einem durchschnittlichen Jahresertrag von 9,3 Prozent am besten.
Mehr noch: Auf Gold gibt es weder Zinsen noch Dividende. Die Anlage ist daher allein von der Preisentwicklung des Edelmetalls abhängig. Und in der Zeitspanne seit 1973 ist der Goldpreis in vier von fünf Jahren gefallen.
Vorsicht bei kleinen Stückelungen
Eingedenk der aktuellen Gold-Hausse werden aktuell sogar kleine Stückelungen Gold in Automaten vertrieben. Die Aufpreise dieser kleinen Stückelungen – etwa bei Goldautomaten oder Discountern – sind im Vergleich zu Goldbarren an den Finanzmärkten mit bis zu 30 Prozent erheblich.
