Neue Trends im Sparverhalten der Österreicher
Wien (OTS) – Im ersten Quartal 2010 befanden sich Sparen und Einlagezinsen auf einem neuen Tiefstand. Für die Österreicher bedeutet das einen geringeren Vermögensaufbau sowie einige Umschichtungen im Geldvermögen. So haben Wertpapiere und Lebensversicherungen bei der Vermögensbildung den größten Anteil, wobei beide Anlageformen von höheren Wertpapierkursen profitierten.
Gemäß den Daten der Gesamtwirtschaftlichen Finanzierungsrechnung betrug der Vermögensaufbau privater Haushalte in Finanzanlagen im ersten Quartal 2010 2,5 Mrd EUR, gegenüber 1,7 Mrd EUR im vierten Quartal 2009, aber deutlich weniger als im ersten Quartal 2009 (4,5 Mrd EUR). Damit fiel der Vermögensaufbau kumuliert in den letzten vier Quartalen mit 11,9 Mrd EUR erheblich geringer aus als in den letzten drei Jahren.
Das stagnierende netto verfügbare Einkommen bei gleichzeitig moderatem Wachstum der Konsumausgaben ließ im abgelaufenen Quartal weniger Spielraum für die Ersparnisbildung, die zum größten Teil – trotz Wohnbauinvestitionen und Goldkäufen – in Finanzanlagen floss. Die Sparquote sank auf Basis der kumulierten Werte aus den letzten vier Quartalen auf 9,8%. Zum Vergleich: Im Jahr 2009 betrug sie noch 11%.
Trieben in den letzten drei Jahren insbesondere die höheren Einlagenbestände bei Banken den Vermögensaufbau, so entschieden sich private Haushalte im ersten Quartal 2010, ihre Einlagenbestände erstmals merklich zu verringern. Frei werdendes Kapital wurde nur teilweise zu anderen Einlagenanbietern umgeschichtet. Per saldo zogen private Haushalte Gelder von Sicht-, Termin und Spareinlagen um insgesamt 0,6 Mrd EUR ab. Die niedrigen nominellen Zinsen, bedingt durch eine leicht gestiegene Inflation von bis zu 1,7% im März 2010, führten zu einer negativen Realverzinsung bei den meisten Bindungsfristen und dürften damit diesen Rückzug unterstützt haben.
Der Einlagenbestand ging um 0,3% auf 205,8 Mrd EUR zum Ultimo März 2010 zurück, davon waren 151,7 Mrd EUR in Form von Spareinlagen veranlagt.
Gegenläufig operierten die Haushalte bei Veranlagungen in handelbare Wertpapiere. Insgesamt erwarben private Investoren diese Finanztitel im Ausmaß von 1,3 Mrd EUR, wobei eine Umschichtung von Einlagen zu höher verzinsten und risikoreicheren Wertpapieren nicht ausgeschlossen werden kann. Interessant waren für Privatanleger vor allem inländische Bank- und Unternehmensanleihen, ausländische börsennotierte Aktien sowie Renten- und Immobilienfondszertifikate.
Neben den Nettozukäufen führte auch die höhere Bewertung der bestehenden Wertpapierportefeuilles im Ausmaß von 2,4 Mrd EUR (bzw. 2,7%) zu einem Anstieg des Wertpapierbestandes auf 91,9 Mrd EUR und damit auf das Niveau vor dem Zusammenbruch von Lehman Brothers.
Die Ansprüche privater Haushalte gegenüber Versicherungen und Pensionskassen stiegen im ersten Quartal 2010 um 1,3 Mrd EUR und waren damit eine ebenso große Stütze in deren Vermögensaufbau. Sie wurden sowohl für die langfristige Absicherung als auch als Tilgungsträger für endfällige Kredite verwendet.
Das gesamte Finanzvermögen* der österreichischen Privatanleger erreichte im März 2010 einen Wert von 445,5 Mrd EUR – ein Plus von 1,3% gegenüber Dezember 2009.
Nach dem Verwendungszweck sehr unterschiedlich erfolgte die Neuverschuldung privater Haushalte im ersten Quartal 2010. Während Wohnbaukredite mit Nettokreditaufnahmen von 250 Mio EUR weiterhin ein positives Wachstum zeigten, wurden Konsumkredite – wie schon im vierten Quartal 2009 – netto getilgt. Die höheren Neugeschäftszinsen der Banken für Konsumkredite dürften einen dämpfenden Impuls auf das Kreditwachstum ausgelöst haben.
Private Haushalte hatten zum Ultimo März 2010 Kreditschulden in Höhe von 146,1 Mrd EUR, rund zwei Drittel davon entfielen auf Wohnbaukredite. Das Wachstum der Verpflichtungen von weniger als 1% war schwerpunktmäßig auf die höhere Bewertung der Schweizer-Franken-Kredite zurückzuführen.
Die Nettovermögensposition (d.h. Finanzvermögen abzüglich aushaftender Schulden) erhöhte sich von 293,8 Mrd EUR zum Jahresende 2009 um knapp 1,5% auf 298,2 Mrd EUR Ende März 2010.
Weitere statistische Informationen unter statistik.oenb.at und dieaktuellezahl.oenb.at.
*Bargeld, Einlagen, verzinsliche Wertpapiere, Aktien und sonstige Beteiligungen, Investmentzertifikate, Ansprüche gegenüber Versicherungen, Pensionskassen und betrieblichen Vorsorgekassen sowie sonstige finanzielle Aktiva, aber ausgenommen Liegenschaftsbesitz.
