Pflegeregress: Private Pflegevorsorge wichtiger denn

Die Steiermark führt den Pflegeregress wieder ein. Und es ist nicht unwahrscheinlich, dass andere Bundesländer nachziehen werden. Damit wird eine privaten Pflegevorsorge wichtiger denn je, um im Alter eine leistbare Pflege in Anspruch nehmen zu können.

Ab einem Nettoeinkommen von 1.500 Euro müssen Kinder vier bis zehn Prozent zu den Pflegeheimkosten der Eltern beitragen, Eltern für ihre Kinder neun bis 15 Prozent. Hat jemand mehrere Kinder, zahlt jedes den Anteil entsprechend dem Einkommen. Übersteigen die Zahlungen die Kosten, werden diese aliquot gesenkt.

Das gilt derzeit nur, wenn man in der „Grünen Mark“ wohnt: In der Steiermark wurde die Wiedereinführung des Pflegeregress beschlossen, das Bundesland könnte damit aber nicht allein bleiben. Auch im Burgenland wird die Möglichkeit der Wiedereinführung ernsthaft geprüft, in Vorarlberg hat man sich bis dato nicht konkret geäußert.

Steirisches Modell „macht Schule“

Dass der Pflegeregress auch in den anderen Bundesländern eingeführt werden könnte“, hält auch Thomas Url, Experte des Österreichischen Instituts für Wirtschaftsforschung (Wifo), für möglich.

„Ich gehe davon aus, dass die Kostenentwicklung für Pflege vor allem im Bereich Sachleistungen, die auch vom Land bzw. von den Gemeinden zu tragen sind, überdurchschnittlich hoch sein wird – und zwar auch im Verhältnis zum Steuervolumen, das den Gemeinden und Ländern zur Verfügung steht“, erläutet Url.

Aus dieser Kostenschere heraus entstehe ein Druck, „der in der Steiermark schon dazu geführt hat, dass der Pflegeregress wieder eingeführt wurde, und der in den anderen Bundesländern wahrscheinlich dazu führen wird, dass diese nachziehen“, erklärt der Wifo-Experte.

Enormer Kostendruck im Pflegebereich

2009 flossen in Österreich in den Pflegebereich rund 3,76 Milliarden Euro. Das Wifo geht auf Basis der Daten der Bundesländer von einer weitern Milliarde Kosten bis zum Jahr 2020 aus. Aktuell gibt es mehr als 400.000 Pflegegeldbezieher, mehr als 300.000 davon sind über 60 Jahre alt.

Bis 2050 ist jeder dritte Österreicher über 60 Jahre und die Zahl der über 80-jährigen Menschen steigt bis 2030 von derzeit 400.000 auf 630.000 an. Auch die Zahl der Pflegebedürftigen wird laut Prognosen rasant ansteigen und die finanzielle Belastung im Pflegefall ist sehr hoch.

Pflegekosten von 2.000 Euro pro Monat

Wie hoch die monatlichen Kosten einer dauerhaften Pflege sind, ist der Mehrheit im Übrigen nicht bewusst. Laut der Studie eines großen Versicherers schätzen 44 Prozent diese Kosten auf weniger als 2.000 Euro pro Monat ein, 46 Prozent rechnen mit Kosten über 2.000 Euro. Tatsächlich belaufen sich die monatlichen Kosten in einem Pflegeheim – ja nach Pflegebedarf und Ausstattung – ab 2.000 Euro.

Mit einer privaten Pflegeversicherung lässt sich das Risiko so weit verringern, dass man im Ernstfall nicht auf die Unterstützung durch Angehörige angewiesen ist. Je früher man diese Vorsorge beginnt, desto niedriger sind die laufenden Prämien.