Schlechte Kindersicherung im Auto sellt ernstes Risiko dar
Wien (OTS) – Eine aktuelle Studie der Allianz Versicherung hat ergeben, dass 70 Prozent der Eltern ihre Kinder selbst entscheiden lassen, wie sie sich im Auto für den Fall eines Verkehrsunfalles sichern wollen. Ein Crash-Test des Allianz Zentrums zeigt, dass die Folgen gravierend sein können. Deshalb sei eine aktive Bewusstseinsbildung notwendig, um die Basis für Prävention zu schaffen.
Die Zahl der Todesfälle von Kindern im österreichischen Straßenverkehr steigt: Laut Statistik Austria kamen im letzten Jahr 15 Kinder ums Leben, sechs davon als Pkw-Insassen. Die Anzahl der verletzten Kinder im Auto ist mit 1.327 immer noch auf hohem Niveau. „Alle sechs Stunden verletzt sich ein Kind im Auto als Pkw-Insasse. Es besteht akuter Handlungsbedarf“, alarmiert Dr. Johann Oswald, Vorstand der Allianz Gruppe in Österreich.
Eltern delegieren Verantwortung an Kinder
Handlungsbedarf gäbe es vor allem bei der Bewusstseinsbildung österreichischer Eltern, wie eine repräsentative Umfrage der Allianz zeigt: Zielgruppe waren Eltern von Kindern im Alter zwischen 6 und 14 Jahren, da in dieser Altersgruppe die Sicherung des Kindes als Schwerpunktproblem gilt. Dabei traten alarmierende Ergebnisse zu Tage: Rund 80 Prozent der Eltern fühlen sich über die gesetzlichen Bestimmungen zur Kindersicherung im Auto gut informiert, nur 5 Prozent fühlen sich nicht gut informiert. Im internationalen Vergleich schätzen sich die österreichischen Eltern als Informationskaiser ein, deutlich besser als die Deutschen (70 Prozent) bzw. die Schweizer (68 Prozent). Bei der Umsetzung jedoch lassen sie offenbar ihren Kindern den Vortritt: 70 Prozent der Eltern überlassen die Sicherung im Auto ihrem Kind, nur in 30 Prozent der Familien wird das Kind von einem Erwachsenen gesichert. Mehr als 80 Prozent jener, die ihr Kind selbst sichern, tun dies bei jedem gefahrenen Meter – aber jedes fünfte Kind ist bei kurzen Strecken nicht gesichert. 55,1 Prozent der Eltern sind überzeugt, dass Kinder schon im Volksschulalter über richtige Sicherung im Auto Bescheid wissen, 22,8 Prozent trauen dies Kindern sogar schon im Kindergartenalter zu.
Wissenskluft bei Eltern: 40 Prozent der Kinder falsch gesichert Diese Zahlen scheinen die Ergebnisse einer Erhebung des ÖAMTC zu Beginn dieses Jahres zu stützen, die ergab, dass vierzig Prozent aller Kinder falsch oder gar nicht gesichert sind: „Sieben von zehn Österreichern überlassen die Sicherung ihren Kindern. Die Folge: Nur sechs von zehn Kindern sind richtig gesichert. Diese Fehleinschätzung der Eltern ist auf mangelndes Bewusstsein zurückzuführen“, interpretiert Oswald die Ergebnisse der Studie. „Es gibt Expertise in Sachen Prävention sowie auf den individuellen Bedarf des Kindes ausgerichtete Kindersitze. Die größte Gefahr für Kindersicherheit im Auto sind die Eltern“, so Oswald.
Sicherheitsgurt allein oft nicht ausreichend
Um diese in der Studie deutlich ableitbaren Wissenslücken zu schließen, setzt die Allianz auf stärkere Bewusstseinsbildung und Prävention. Einer der häufigsten Fehler sei die Annahme, dass allein das Anlegen des Sicherheitsgurtes Sicherheit bringe: „Für Kinder unter einer bestimmten Körpergröße ist der Sicherheitsgurt allein keine geeignete Sicherungsmaßnahme“, erklärt Carsten Reinkemeyer, Experte am Allianz Zentrum für Technik in München, und ergänzt: „Wer sein Kind richtig sichern will, sollte auf das Wissen von Experten zurückgreifen.“
Crash-Tests mit alarmierenden Ergebnissen
Als weitere Fehlerquellen charakterisiert Reinkemeyer den fehlerhaften Einbau des Kindersitzes sowie Fehler beim Anlegen des Sicherheitsgurtes. Hier sei zu beobachten, dass Fahrzeuggurte nicht gestrafft, auf falsche Schulterhöhe eingestellt bzw. im Sitz verdreht werden und der Beckengurt nicht in Führungshilfen liegt. Wer sein Kind falsch sichert, riskiert schwere Verletzungen im Bauch- und Halsbereich, wie die Crash-Tests zeigen.
Tipps zur Prävention
Die Allianz rät daher, Sicherheit zur Chef-Sache zu machen und nimmt Eltern in die Verantwortung, sowohl bei der Anschaffung von altersgerechten Rückhaltesystemen als auch bei der tatsächlichen Sicherung bei jedem gefahrenen Meter. „Befördern Sie Kinder, die unter 150 cm groß sind, auch bei kurzen Fahrten immer nur in altersgerechten Rückhaltesystemen. Achten Sie besonders darauf, dass der Gurt eng am Körper des Kindes anliegt und auf den richtigen Gurtverlauf an Schulter und Becken. Bei Sitzerhöhungen muss der Gurt unter den Hörnchen durchlaufen. Ziehen Sie den Gurt immer straff“, so Reinkemeyer.
Auch der Gesetzgeber setzt auf Prävention: Dieser sieht vor, dass Kinder bis zu 150 cm Körpergröße mit geeigneten Kinderrückhaltesystemen gesichert werden müssen. Bei Nichtbeachtung der Vorschriften zur Kindersicherung wird der Fahrer mit einer Vormerkung im Führerschein-Register erfasst – und bereits bei der dritten Übertretung innerhalb von zwei Jahren kann der Führerschein weg sein! Wer für mitfahrende Kinder nicht Kindersitze verwendet, die mindestens der Norm ECE 44.03 entsprechen, widersetzt sich der seit 2007 geltenden Regelung des Kraftfahrzeuggesetzes (KFG) und riskiert außerdem eine Geldstrafe von bis zu 5.000 Euro. Oswald appelliert an die Eltern: „Bei allem Vertrauen in die Kinder: Übernehmen Sie in Sachen Kindersicherheit im Auto Verantwortung und sichern Sie Ihre Kinder selbst.“
