Studie zeigt: Demographische Herausforderungen bei der Zukunftsvorsorge in Österreich
Wien (OTS) – „Wir fordern Transparenz der PZV-Produkte sowie Adaptierung der dafür geschaffenen und nicht haltbaren Gesetzeslage“ so die Worte des Fachgruppenobmann Rudolf Mittendorfer bei der Präsentation der Studie „Garantiekonzepte in der Prämienbegünstigten Zukunftsvorsorge„. Der von den Wiener Versicherungsmaklern beauftragte Dr. Jochen Ruß, Leiter des deutschen IFA-Institutes, zeigt die brisanten Ergebnisse der Studie.
Die Fachgruppe der Versicherungsmakler und Berater in Versicherungsangelegenheiten, Wirtschaftskammer Wien hat das deutsche Institut für Finanz- und Aktuarwissenschaften (IFA) beauftragt, eine Studie zu verschiedenen Arten der Garantierzeugung bei Produkten, die in der Prämienbegünstigten Zukunftsvorsorge (PZV) eingesetzt werden, zu erstellen.
„Es wird speziell erläutert, wie die gesetzlichen Anforderungen die Möglichkeiten zur Garantieerzeugung einschränken, wie die gesetzlichen Rahmenbedingungen in der Praxis ausgelegt, wie die Garantien erzeugt werden, welche Auswirkungen die Garantiekosten auf das Renditepotential haben“ erklärt Mittendorfer den Auftrag.
Der § 108h Einkommensteuergesetz (EStG) beinhaltet die relevanten Regelungen für eine staatliche Förderung von Verträgen der PZV: Hier wird zum einen eine Mindestgarantie der eingezahlten Prämien gefordert, zum anderen, dass die Veranlagung dauerhaft mit einer bestimmten Mindestquote in Aktien zu erfolgen hat. Dazu Ruß “ Die Analyse verschiedener Produkte hat ergeben, dass eine enge Auslegung der gesetzlichen Anforderungen des öfteren nicht erfolgt. So gibt es u.a. Produkte, bei denen die Aktienquote nicht wieder aufgefüllt wird, wenn sie durch Kursveränderungen unter die Mindestquote fällt“ und erklärt, dass sich die Garantiemodelle der PZV quasi in 4 Gruppen einteilen lassen:
- klassische Versicherungsprodukte und Varianten
- statische Hybridprodukte und Varianten
- fondsgebundene Versicherungen unter Verwendung von Fonds ohne Garantie innerhalb des Fonds mit zusätzlicher vom Fonds losgelöster Garantie des Versicherers
- fondsgebundene Versicherungen unter Verwendung von CPPI-Höchststands-Garantiefonds
Die Analyse der verschiedenen angebotenen Produktkonzepte hat ergeben, dass Monetarisierungsrisiken bei den verschiedenen Vorsorge-Produkten unterschiedlich ausgeprägt sind. Es ist denkbar, dass der Produkt-Anbieter wiederholt beschließt, große Teile oder sogar die gesamte Aktienanlage abzusichern, weil er das Risiko nicht mehr tragen kann oder will. Dies käme ökonomisch einer längerfristigen Monetarisierung gleich.
„Besonders bei sogenannten CPPI-Fonds (Constant Proportion Portfolio Insurance) ist zu befürchten, dass ein großer Teil der Verbraucher nicht weiß, dass ein Produkt, welches formal die gesetzlichen Anforderungen an Mindestaktienquoten erfüllt, ökonomisch nicht mehr an der Wertentwicklung der Aktienmärkte partizipiert“ ist die Sorge Mittendorfers.
Ein vollständig ausgestoppter Fonds lässt sowohl für bereits investierte Gelder als auch für zukünftige Beiträge keine Aktienpartizipation mehr zu. Da der Fonds nur noch in festverzinsliche Wertpapiere investiert ist, wird die zukünftige Entwicklung des Fondskurses lediglich durch die Entwicklung der Zinsen beeinflusst.
Der Vergleich einer PZV mit 40-jähriger Laufzeit bei 6% Fonds-Performance, zeigt den gravierenden Auszahlungs-Unterschied: Offert-Wert: 100.803.-Euro, wenn temporär ausgestoppt: 92.670.-Euro, dauerhaft ausgestoppt: 31.889.-Euro
Fachgruppen-Obmann Rudolf Mittendorfer hält fest, dass es sich um eine „Aufdeckung“ zugunsten der Sicherheit für Pensionssparer geht. „Wir wollen, dass die Vertragsinhaber erfahren, wie die konkrete Form der Veranlagung Ihres Produktes aussieht, ob dieses „ausgestoppt ist und welche Alternativen es gibt. Erst dann kann man über den weiteren Weg entscheiden“.
Millionen ÖsterreicherInnen besitzen private Vorsorgeverträge, davon fast 1,5 Mio die steuerbegünstigte Zukunftsvorsorge. Dieses Produkt kann – vor allem auf Grund der lebenslang steuerfrei gestellten Rente, als das attraktivste Vorsorgemodell Österreichs bezeichnet werden, ist Mittendorfer überzeugt.
Die österreichischen Versicherungsmakler fordern jedoch:
- Klare und transparente Kundeninformationen aller betroffenen Anbieter.
- Betroffenen Kunden muss eine vernünftige Exit-Strategie angeboten werden
- Offenlegung der Form der Garantie
- Wahlmöglichkeit für den Kunden, das Produkt auch ohne Garantie zu wählen, denn
- Lange Laufzeiten machen das Verlustpotential praktisch bedeutungslos und
- Garantien kosten daher unnötig Geld
„Unser Anliegen muss sein, nachhaltig und ganzheitlich zu denken sowie zu planen“ ergänzt Mittendorfer seine Forderungen und bezieht das täglich brisantere Thema Pflegevorsorge mit ein: denn täglich steigt die Lebenserwartung um mehr als 6 Stunden!
Steigende Lebenserwartung bedeutet zwangsläufig auch steigende Pflegekosten, die die Allgemeinheit bzw. die Angehörigen kaum tragen können. Denn die demographischen wie auch die budgetären Gegebenheiten bewirken die zwangsläufig ein Zurücknehmen der gesetzliche Versorgungsleistungen.
Umso wichtiger ist es daher, zeitgerecht private oder betriebliche Vorsorge zu beginnen, um dieser drohenden Pensionslücke begegnen zu können. Die prämiengeförderte Zukunftsvorsorge (PZV) ist und bleibt dafür ein interessantes Produkt. Allerdings haben die Ereignisse der Finanzkrise manche davon betroffen. Die von der FMA im Februar 2010 aufgezeigte“ Ausstoppung“ von 14 Kapital-Anlage- esellschaften (von 22 KAG’s), zeigt allerdings einen Konstruktionsmangel, welcher behoben werden muss. Dieser Mangel besteht hauptsächlich bei Bank-Produkten, aber auch einige Versicherungen sind davon betroffen.
„Die Ausdehnung der Förderung für eine ebenfalls steuerfrei gestellte Pflegerente ist ein Gebot der Stunde“ fordert Mittendorfer, denn Vorsorgewillige brauchen Rechts-und Steuersicherheit für die Zeit, in der sie nicht mehr gegensteuern können!
